Vorfreude auf das Passerelle-Konzert am 20. September 2020

Der CHOeuR d’EUROPE, Choer de Chambre de l’Université de Strasbourg, The Concert of Europe und Zweierpasch world hip hop, interessante Solisten auf einer symbolträchtigen Brücke…. das ist ein Konzert, das dem „Europamotto“ voll und ganz enspricht:

In varietate concordia, In Vielfalt geeint, United in diversity!

So wie auch Daniel Barenboim mit dem West-Eastern Divan Orchestra aufzeigt, dass Musiker aus allen Ecken der Welt durch das gemeinsame Musizieren in friedlicher Eintracht einen gemeinsamen Nenner finden, obwohl zwischen ihren Heimatländern große politische Spannungen herrschen, so spricht sich auch Johannes Ullrich, der musikalische Leiter dieses ehrgeizigen und vielversprechenden Konzertes, für positive, hoffnungsfrohe und schöpferische Impulse im europäischen musikalischen Miteinander aus.

Seine Vorstellung der „Menschenwürde als Krone, die wir auf dem Haupt tragen“ und der „uneingeschränkten Bewegung zwischen den Nationen“ ist der rote Faden des mit Bedacht gewählten vielfältigen Repertoires: Krönungsmesse, Coronation Anthem, Grenzgänger/Frontaliers, Georgian Miniatures u.a.

Im „Corona-Jahr“ 2020 haben wir alle gespürt, wie wichtig die Vereinbarung individueller Ansprüche mit dem Miteinander und der Solidarität sind. Musik gibt dem Einzelnen das Recht und die Verpflichtung, sich vollständig auszudrücken und dabei dem Nachbarn Gehör zu schenken.

Mein Herz schlägt für Europa, und als überzeugte Aktivistin von Pulse of Europe freue ich mich mit ganzem Herzen auf das Passerelle-Konzert und – mindestens genauso – auf den Nachhall. Möge die Musik uns über das Konzertereignis hinaus begleiten und inspirieren…. in uns pulsieren!

Der Puls Europas

Deutschland übernimmt am 1. Juli 2020 für 6 Monate die Ratspräsidentschaft in der EU und Frau Merkel spricht im Interview mit europäischen Zeitungen am 26. Juni 2020 u.a. diesen Satz:

„ICH SEHE MEINE AUFGABE SO, DASS ICH FÜR EIN SELBSTBESTIMMTES, FREIHEITLICHES UND VON DEN GRUNDRECHTEN DES INDIVIDUUMS GEPRÄGTES EUROPA ARBEITE.“

Das kann und sollte jede und jeder von uns als Europabürgerin und Europabürger tun.

Wie wäre es, wenn wir uns den 1. Juli 2020 als Beginn einer positiven und starken „Europa-Haltung“ im Sinne eines „Verantwortung-Leben“ in den Kalender und in unsere Herzen schreiben?

Lasst den Puls Europas schlagen!

35 Jahre Schengen

Die Gemeinschaftsaktion auf der Passerelle anlässlich des 35jährigen Schengen-Jubiläums ist von französischer Seite mit weit mehr Aufmerksamkeit bedacht worden, da dort die Grenzschließung auch mehr Betroffenheit und Spuren hinterlassen hat. Umso wichtiger, Signale der Freundschaft und des Willens zu zeigen, dass wir den Prozess des grenzenlosen Zusammenwachsens wünschen. Wer meint, dass Europa durch die Corona-Krise „ins Wasser gefallen ist“, irrt. Wer sich das Foto (gemacht von W. Beege am 14.6.20 auf der Passerelle) genau ansieht, nimmt wahr, dass sich die Fahne im Wasser spiegelt und dadurch noch interessanter wird. Sie bleibt gemeinsam mit ihrer Aussage sichtbar lebendig: die 12 Sterne symbolisieren seit jeher die Vollkommenheit und die Einheit. Lasst uns weiter daran arbeiten!

Überlegungen in Zeiten der Corona-Krise

In Zeiten einer Krise werden viele gewohnte (Ordnungs-)Systeme außer Kraft gesetzt, ein Ausnahmezustand ist etwas Besonderes. Eine Krise zeigt Schwachstellen auf und gibt auch immer die Gelegenheit, nötige Verbesserungen anzugehen. Manches sofort, manches nach Überwindung der Krise mit Bedacht und Sorgfalt.
Wir können, wir sollen die aktuelle Phase nutzen und nachdenklich werden… so wie ich es gerade bin. Was macht „Corona“ mit mir, mit unserer Gesellschaft, mit unserem Land, mit Europa, mit der Welt?
Im ganz persönlichen, familiären Umfeld kommen Fragen auf wie „Führe ich das Leben, das ich leben möchte? Was ist wirklich wichtig?“.
Im politischen Kontext wird mir sehr bewusst: So wie es bei uns in Deutschland in unserem föderalen System an der Tagesordnung ist, so geht es auch in einem Europa zu, in dem jede Nation auf ihre Souveränität bedacht ist. Es gibt individuelle Entscheidungen, ein „Vorpreschen“, aber auch wieder das bewusste Einschwenken und „Zurückrudern“ auf eine gemeinsame Linie.
Man kann die aktuelle Situation bei uns manchmal als „wenig abgestimmt“ empfinden, man kann zentral regierten demokratischen Ländern wie Frankreich oder auch Parteidiktaturen wie China eine rasche und wirksame Politik in Krisensituationen nachsagen – aber Krise und Alltag müssen klar getrennt werden. In einer Krise muss ohne Zeitverlust zweckführend agiert werden. Übereinstimmende Entscheidungen im Alltag wiederum brauchen Zeit, wenn sie unter Einbeziehung vieler Institutionen mit Bedacht getroffen werden sollen.
Auch wenn während der „Corona-Pandemiewochen“ an manchen Tagen meine Zuversicht im Hinblick auf unser gesellschaftliches und politisches Miteinander erschüttert wurde – ich glaube trotzdem an unseren kreativen Föderalismus, an die Europäische Union, an ein ständiges Verbessern der demokratischen Strukturen in ruhigen Zeiten. Und zugleich wünsche ich mir ein besseres Krisenmanagement.
So, wie unser Bundesinfektionsschutzgesetz nach der Krise verschärft werden muss, so haben auch die Regierenden in Europa verstanden, dass man untereinander nicht über Medikamente und Atemschutzmasken streiten müsste, wenn sie ausreichend in Europa produziert und geordnet verteilt werden. Abkehr von der Globalisierung ist keine Option, aber neue gemeinsame europäische Strukturen und Gesetze sind gefragt. Für die Krise und für den Alltag.
Der Blick auf dringende sozialpolitische europäische Fragen sollte geschärft werden: es kollabieren gerade jene Gesundheitssysteme, die unter dem Sparzwang der EU besonders drastisch zusammengestrichen wurden. Die Frage nach Gemeinschaftsanleihen wird laut, nach Staatsschulden, die alle Mitglieder der Eurozone gemeinsam absichern. Gerät ein Mitglied einer Gemeinschaft unverschuldet in Not, dann ist Solidarität selbstverständlich.
Kant mit seinem grundlegenden ethischen Prinzip rückt wieder in den Vordergrund: „Handle stets so, dass die Maxime deines Handelns zur Maxime einer allgemeinen Gesetzgebung gemacht werden kann“. Solidarität, Humanität, der Blick auf das Gemeinwohl – das macht uns Menschen aus.
Wir haben die Chance, unser Leben neu zu ordnen, nutzen wir sie: für uns, für unser Land und für Europa.