Liebe PoE Interessierte, Freundinnen und Freunde,
es fällt schwer in diesem Monat einen Newsletter mit dem Schwerpunkt Europa zu schreiben, zu einem Zeitpunkt, an dem wir uns inmitten einer weltweiten Virus- und drohenden Weltwirtschaftskrise befinden.
In Moria, dem größten Flüchtlingslager an den europäischen Außengrenzen, brennen täglich Feuer. Falls das Corona-Virus dort Fuß fasst, droht eine unvorstellbare Steigerung der schon vorhandenen humanitären Katastrophe. Das Flüchtlingscamp Moria droht zur Todesfalle zu werden für Zehntausende von Menschen. Die Welt schaut weg. Das Asylrecht ist ausgesetzt.
Die Nachrichten sind dominiert von Corona, stundenlang werden abends die Auswirkungen und Einschränkungen für uns vor Ort diskutiert, im Fernsehen, in den sozialen Medien, in der Familie. Die Perspektive hat sich radikal verengt: national, regional, familiär. Und das ist emotional auch nachvollziehbar.
Bundesländer stimmen sich in ihren Entscheidungen nicht ab, Bayern prescht vor. Nach und nach kommen alle zu ähnlichen Beschlüssen, die sich minimal unterscheiden – in Sachsen darf man nur noch mit Hausmitgliedern spazieren gehen, in Baden-Württemberg kann man sich noch mit einzelnen Hausfremden zu einem Spaziergang treffen.
Europa, Frau von der Leyen, versucht, Fäden in der Hand zu halten, soweit es geht. Das europäische Parlament verspricht weitgehende finanzielle Hilfen, aber erscheint in der momentanen Krise überfordert und handlungsunfähig zu sein.
Die europäische Verbundenheit und Solidarität scheinen plötzlich ausgesetzt. Die innereuropäischen Grenzen sind dicht, ohne sich vorher mit den Nachbarn abgesprochen zu haben. Die nachbarschaftliche medizinische Hilfe ist trotz der räumlichen Nähezuerst nicht möglich, jetzt beginnt sie langsam. Schutzmasken werden in den Ländern gehortet, obwohl andere sie aktuell dringend brauchen.
Das ist nicht das Europa, von dem wir träumen und an dem wir nach wie vor hängen. Wir wünschen uns ein vereinigtes solidarisches Europa, das seine humanistischen Werte in der ganzen Welt verteidigt.
Wir wünschen uns, dass wir auch wieder dorthin zurückkehren bzw. voranschreiten. Viele Reaktionen auf die Corona-Krise sind in ihrer Verengung verständlich und nachvollziehbar, aber wir dürfen dort nicht stehenbleiben, wenn alles überwunden sein wird. Es wird unsere Aufgabe als Europa-Aktivisten sein, die politischen europäischen Entwicklungen nach Überwindung der Krise sehr aufmerksam zu begleiten, denn jede Krise ist auch eine Chance.
Noch ein Hinweis in eigener Sache:
Selbstverständlich entfallen bis auf weiteres unsere Planungstreffen im Freigeist und alle weiteren für das Frühjahr angedachten Aktivitäten.